Historischer Rückblick

Cc British Museum

Gespielt wurde immer schon. Irgendwie und mit irgendwas. Antike Funde belegen, dass schon vor tausenden Jahren nicht nur gespielt wurde, sondern, dass Brettspiele und das Spielen Teil der (damaligen) Kultur(en) war. Überliefert sind von diesen frühen Zeugnissen der Spielkultur meist nur das Spielmaterial, selten die dazugehörigen Regeln und eigentlich nie der oder die Autor*in des Spiels. Wenige Ausnahmen bestätigen die Regel. In der Frühen Neuzeit wurden u.a. Thomas Murner (1475-1537), Georg Philipp Harsdörffer (1607-1658) oder Christoph Weickmann (1617-1681) als Autoren von Gesellschafts-, Lehrkarten- oder Brettspielen namentlich bekannt.

Auch die Filosofia Cortesana von De Alonso De Barros (1587) gehört dazu (siehe Abb.). Das Kartenspiel Cribbage (Anfang des 17. Jh.) wird dem englischen Poeten Sir John Suckling zugeschrieben; andere Quellen nennen Sir Richard Swiveller. Doch bis vor nicht allzu langer Zeit kannten die meisten Spiele – obwohl längst Gebrauchs- und Kulturgut geworden – keine Autorennamen. Schach, Mühle, Dame, Backgammon, Domino, Leiterspiele – aber auch Pachisi (meist unter Ludo oder Mensch-ärgere-Dich-nicht bekannt) seien hier exemplarisch aufgeführt.

Ende des 19. Jahrhunderts lassen sich erstmals einzelne Spieleautor*innen als Urheber von „modernen" Spielen nachweisen, auch wenn sie nur selten auf oder in dem Spiel genannt wurden. Weitgehend unbekannt ist der Autor von Halma, der amerikanische Chirurg George Howard Monks (1883). Das bekannteste Beispiel dafür ist aber Monopoly und seine Vorläufer: 1904 erhielt The Landlords Game von Elizabeth Maggie das erste Patent, später machte Charles Darrow eine modifizierte Version des Spiels populär und publizierte die erste Auflage unter dem Titel Monopoly 1933 im Eigenverlag. Mehr dazu unter The secret history of Monopoly. Auch das Spiel Lasca (Laska) des Schachweltmeister Emanuel Lasker gehört in diese Zeit. Seine Dame-Variante erschien bereits 1911, auf Grund der Bekanntheit des Autors mit prominenter Namensnennung! Ein Artikel aus der Spielbox 5/2006 bietet noch mehr Details zu diesem Thema.

Lange Zeit später – in den 1960er und 1970er Jahren, als die sogenannten Bookshelf Games vor allem durch 3M populär wurden, zogen auch andere Verlage wie Ravensburger und F.X. Schmid mit. Altmeister wie Sid Sackson und sein Acquire oder Alex Randolph und sein Twixt wurden so in Spielerkreisen bekannt. Die an Bücher angelehnte Gestaltung dieser Packungen legte den Schluss nahe, dass die Nennung der Autorennamen eine Selbstverständlichkeit sei – zumindest bei 3M leider mitnichten.

Die Bierdeckel-Proklamation von 1988

Es war der 04.02.1988, der sogenannte Perlhuhn-Abend am Rande der Spielwarenmesse in Nürnberg. Auf Inititative von Reinhold Wittig unterschrieben an diesem Abend und am folgenden Tag 13 Autoren die Proklamation:

„Keiner von uns gibt ein Spiel an einen Verlag, wenn sein Name nicht oben auf der Schachtel steht."

Zu den Unterzeichner gehörten neben Reinhold Wittig, Helge Andersen, Hajo Bücken, Erwin Glonnegger, Dirk Hanneforth, Knut Michael Wolf, Wolfgang Kramer, Joe Nikisch, Gilbert Obermeier, Alex Randolph, Johann Rüttinger, Roland Siegers und Ilse Dreher-Plonka.

(Bildquelle: Spielearchiv in Nürnberg)

Ausblick

Inzwischen können wir positiv vermerken, dass immer mehr Verlage dazu übergehen, die Autor*innen nicht nur auf dem Cover zu nennen, sondern sowohl die Autor*innen als auch die Illustrator*innen mit Bild und kurzem Text in der Spielregel oder auf der Schachtelrückseite vorstellen. Bei einigen Verlagen gibt es auf den Webseiten Suchfunktionen nach Autor*innen, bei denen man sich deren Spiele anzeigen lassen kann. Weiter so!