Micha ist nicht mehr - Nachruf auf Michael Sohre

Michael SohreGerade aus Essen von der SPIEL ’11 zurück, kam die Nachricht, dass Micha nach kurzer Krankheit am 17. Oktober gestorben ist. Michael Sohre, Jahrgang 1949, arbeitete zu DDR-Zeiten u.a. als Produktionsleiter für die DEFA und ist Autor der damals erschienenen Broschüre spiel und zeug. Später begann er Spiele zu entwickeln und gründete mit Werner Falkhof 1993 THETA-Promotion, um die eigenen Werke zu vermarkten, aber auch um Auftragsarbeiten zu realisieren.

Pusher, Tri-Ba-Lance, Cubicado, Fire, Handicap, Saturn, Headquater waren die ersten Spiele, die eine gelungene Kombination aus spielerischem Anspruch und Design waren. Design für thailändische und indische Spielzeugfirmen gehörte auch in diese Zeit. Die Entwicklung des fantastischen THETA-stone, einem gießbaren Material aus mineralischen Substanzen kostete später viel Kraft und musste krankheitshalber auch länger unterbrochen werden. Aber aufgegeben hat Micha nie. Die eigenen Spiele Horus, Letter (Ursprungsversion) und Minotaurus zeigen nun die Schönheit dieses Materials, Hinkel & Stein von Klaus Zoch bei Chili ist ebenfalls damit ausgestattet. Das letzte Mal, als wir telefonierten, war er noch so stolz, in Thailand endlich einen Lizenznehmer für seine Entwicklung gefunden zu haben, der in der Lage war, das Verfahren industriell umzusetzen.

Kennengelernt haben wir uns bereits 1995, als ich bei ASS Produktmanager war und wir einige Spiele von Theta ins Programm nahmen. Ein verlängertes Wochenende lang haben wir dann zu dritt die alten Lagerbestände umgeschachtelt. Und abends in der Kneipe sein Spiel Cheese getestet, dass aber erst 2009 auf den Markt kam. So begann eine lange freundschaftliche Verbindung, die uns mit Abständen immer wieder zusammengeführt hat.

Micha war ein ununterbrochen kreativer Kopf, überbordend mit seinen Ideen. Manchmal musste man ihn buchstäblich bremsen – denn kaum war eine Idee geboren und ein neues Werk nahm Gestalt an, war er mit seinen Gedanken schon wieder zehn Schritte weiter. Wie besessen arbeitete er an der Entwicklung von THETA-stone, eine Versuchsreihe auf der Veranda seines Häuschens in Kleinmachnow folgte über zehn Jahre lang der anderen. Den Gedanken, dass diese Steine hoffentlich noch recht lange an ihren kreativen Schöpfer erinnern, finde ich schön. Micha, wir vermissen dich!

Christian Beiersdorf

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